
Gestern Abend (25. Oktober) fand in Bonn eine Informationsveranstaltung zum Thema „Energiekosten richtig senken“ statt, welche die Bonner Immobilien Börse (BIB) organisierte. An ihr nahmen über 200 interessierte Immobilieneigentümer aus der Region teil.
Bauingenieur Ronny Meyer, der bereits in zahlreichen Fernsehsendungen zu dem Thema auftrat, gab den Anwesenden Ratschläge zur richtigen Dämmung. Insbesondere trat er dem Vorurteil entgegen, dass die Investitionskosten für eine energetische Sanierung extrem hoch seien. Er präsentierte eine Grafik, der gemäß sich in den vergangenen zehn Jahren die Energiepreise mehr als verdoppelt haben. Allein in den beiden zurückliegenden Jahren kletterten Heizöl- und Gaspreise um circa 50 Prozent. Ein Liter Heizöl kostet derzeit etwa 88 Cent; demnach schluckt ein Zwei-Familienhaus aus den 1970er Jahren mit 180 Quadratmetern Wohnfläche pro Jahr Energie im Wert von 4.158 Euro. „Gleichzeitig sanken in den zurückliegenden Jahren die Zinsen. Lagen diese vor dreißig Jahren bei 11,5 Prozent, so liegen sie heute für KfW-Förderprogramme bei einem Prozent. Die Frage, ob man investieren soll, erübrigt sich eigentlich“, brachte es der Bauexperte aus Darmstadt auf den Punkt.
Die KfW-Bank bezuschusse zudem die Maßnahmen, die er für ein Standard-Einfamilienhaus mit etwa 75.000 Euro veranschlagt, einmalig mit rund 9.400 Euro. Hinzu kämen bundesweit über 5.000 verschiedene Förderprogramme. Alleine in Bonn, so ergab seine Recherche, gebe es von unterschiedlichen Stellen insgesamt 41 Fördermöglichkeiten für Energiesparinvestoren (www.foerderdata.de).
„Das heißt, nach etwa sieben Jahren haben sich die Ausgaben amortisiert; der Wert der gedämmten Immobilie ist gestiegen und der Eigentümer spart danach ein kleines Vermögen an, weil er auf lange Sicht geringere Energiekosten hat“, meinte der Bauingenieur.
Laut Meyer lohne es sich bei mindestens jedem zweiten Einfamilienhaus energetisch zu sanieren. Auf den Großraum Bonn bezogen schätzt er, dass es bei 30.000 Ein- und Zweifamilienhäusern billiger sei, zu sanieren und diese Kosten über ein Darlehen sowie Fördermittel zu finanzieren als weiterhin Heizkosten durch veraltete Fenster und durchlässige Außenwände zu vergeuden.
Meyer sprach sich dafür aus, besser einmal das komplette Eigenheim in Angriff zu nehmen, anstatt peu à peu Einzelmaßnahmen durchzuführen. Am Ende soll die Immobilie fünf Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr verbrauchen (5-Liter-Haus). Nichtsanierte Eigenheime würden etwa 22 Liter Öl beziehungsweise Kubikmeter Gas verprassen.
Im ersten Schritt sollten die Fenster erneuert werden. Hierbei rät er wegen der besseren Energiebilanz zu Dreifach-Verglasung. Die Fassade sollte bei Gebäuden, die vor 1985 gebaut wurden, mit 16 Zentimeter dicken Dämmplatten verpackt werden. Wichtig: die Fensterlaibungen müssen ebenfalls fachgerecht gedämmt sein, damit kein Schimmel entsteht. Für die Isolierung der Kelleraußenwand muss der Boden etwa ein Meter abgegraben werden, damit eine Dämmschicht von etwa zehn Zentimetern angebracht werden kann. „Ich weiß, dies ist Aufwand und nicht gerade billig. Aber eine Kellerdämmung von innen erzielt keine nennenswerte Verbesserungen“, widersprach Meyer Einwänden, dass der angelegte Garten in Mitleidenschaft gezogen wird, wenn der Kleinbagger für den Aushub anrückt.
In diesem Zusammenhang räumte er ein weiteres Vorurteil beiseite: Die Dämmmaterialien würden sehr wohl Dampf und Feuchtigkeit durchlassen. Ein gedämmtes Haus sei nicht in Plastik verpackt; die Raumluft sei nach der Baumaßnahme zumeist sogar angenehmer, weil die Wände eine angenehmere Temperatur hätten als bei nicht sanierten Häusern.
Das Dach sollte optimalerweise mit einer 24 Zentimeter dicken Schicht isoliert werden. Dabei sei es egal, ob es von innen oder außen gedämmt oder eine ausrollbare Geschossdeckendämmung bei nicht ausgebauten Speichern eingebracht werde.
Bei der Wahl der Heizungsart sowie der Frage, ob man eine alte Anlage ausbauen und ersetzen muss, kennt der Experte keinen Königsweg. Wenn das Eigenheim isoliert und wesentlich weniger Energie verbrauche sei es zweitrangig, ob man auf Pellets, Öl oder Wärmepumpen setze. Nahezu alle Techniken hätten Vor- und Nachteile. Im Übrigen könnten maximal 1,5 Prozent der deutschen Haushalte mit Holzpellets heizen. Danach wäre der nachwachsende Rohstoff aufgebraucht.
Organisiert wurde dieser Infoabend von der Bonner Immobilien Börse sind rund 100 Immobilienmakler, Verwalter und Gebäudesachverständige aus der Bundesstadt, dem Rhein-Sieg-Kreis sowie dem angrenzenden Rheinland-Pfalz zusammengeschlossen. Unterstützt wurden sie von den Stadtwerken Bonn, ISO-Solar, der Baustofffirma Fassbender-Tenten sowie der Odenthal Haustechnik GmbH, die unter anderem Wolf-Heiztechnikgeräte präsentierte. Diese Unternehmen waren mit Infoständen vertreten und standen den Teilnehmern für Fragen zur Verfügung.
Auch der Referent führte anschließend zahlreiche Einzelgespräche: Teilnehmer wollten unter anderem wissen, wie man Flachdächer, Außenwände ohne Keller und Häuser in Hochwassergebieten in Sparmeister umwandelt.